Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen CED
Gastritis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Divertikulitis, Reizdarm und wie sie alle heißen: sie alle betreffen den Bauch des Menschen, konkret die Verdauungsorgane. Sie treten immer häufiger auf und begleiten Menschen oft über viele Jahre oder Jahrzehnte. Die damit einhergehenden Symptome sind oft eine große Belastung für den Menschen im Alltag. Wer 15 Mal am Tag oder häufiger aufs WC muss (und dies ohne Vorlaufzeit jetzt und sofort) kann nicht „einfach so“ den Alltag gestalten. Es gilt immer zu wissen, wo ein WC ist, das man im Notfall aufsuchen kann. Ganz abgesehen von den Schmerzen, die diese krampfartigen Durchfälle verursachen. Auch körperlich wirken sich diese Erkrankungen natürlich aus, da sie häufig zu einem eklatanten Eisenmangel führen und auch viele andere Elemente nicht genügend aufgenommen werden können. Das führt dann oft zu einer starken Müdigkeit und Schlappheit, die den Alltag ebenfalls stark einschränkt.
Zustäzlich zu diesen Herausforderungen kommt im Fall von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auch noch, dass alles, was mit dem Darm zu tun hat, sehr schambehaftet ist. Stichwort: Darm mit Charme – dieses Buch haben die meisten Menschen gelesen, die mit einer CED leben. Darüber möchte man nicht sprechen, das versucht man eher mit sich alleine auszumachen. Die Umgebung weiß auch oft nicht genau, wie sie damit umgehen soll. Das Thema Ernährung tut dann noch ein Übriges. Essen sollte eigentlich ja Spaß machen und ein Genuss sein – bei CED wird das oft ein zusätzliches Reizthema, das oft genug das Leben sehr bestimmt. Entweder weil man nicht essen kann, was man gerne essen möchte (und sich deshalb schlecht fühlt) oder weil man trotzdem etwas isst und es nachher bereut.
Menschen, die unter Magen/Darmerkrankungen leiden, sind unterschiedlich stark eingeschränkt. Aber unabhängig von der medizinischen Seite und der Belastung im Alltag gibt es auch eine starke psychische Belastung. Aktuell gibt es spannende Forschungen zur Darm-Hirn-Achse, hier wird sich in den nächsten Jahren sicherlich vieles auftun, was uns heute noch nicht bewusst ist. Nicht hilfreich ist es jedenfalls, Menschen mit einer CED zu erklären, dass das „der Stress“ ist – und sie somit immer wieder das Gefühl haben, selbst schuld zu sein, weil sie zu viel Stress haben. Dennoch kann es sehr hilfreich sein, sich auch die seelische Seite der Erkrankung näher anzusehen. Nicht deshalb, weil es einfache kausale Zusammenhänge gibt wie „Wer sich zu viel ärgert bekommt ein Magengeschwür“. Sondern, weil es sinnvoll sein kann, eigene Muster zu überdenken und zu überlegen, wie das eigene Leben gestaltet werden kann, um mit der Erkrankung gut leben zu können. Zu versuchen, gut auf sich zu schauen. Und so dann doch womöglich auch die eine oder andere körperliche Veränderung zu spüren.